Freitag, 28. September 2012

Reisesegen

Fünf Tage verreisen - wie schön!
Die ersten drei Tage mit einer Gruppe von Frauen (uns verbindet ein gemeinsames Ehrenamt) nach Erfurt. Da war ich noch nie, das wird interessant werden. Dann noch zwei Tage zum großen Sohn.
Ich freue mich sehr drauf, aber wie vor jeder Reise ist da auch diese kleine Bangigkeit: wird alles gutgehen? Werden wir uns wohlbehalten wiedersehen? Keine große Sache, nur das Bewusstsein, dass nichts selbstverständlich ist. Das trage ich mit mir herum, seit ich denken kann. Und ich glaube, ich will es auch gar nicht loswerden. Es gehört zu mir, es ist auch ein Stück Mutter- und Großmutter-Erbe. Es lässt mich spüren, wie kostbar das Zusammenleben ist.
Und wie als Antwort auf meine Gedanken finde ich eben bei auf einander zu eine Motette von Mendelssohn, die mich nun als musikalischer "Reisesegen" begleiten wird. Danke, Gabriela (deine Sorgen sind größer als meine...)! Auch dir, und euch allen, gesegnete Wege!


Samstag, 22. September 2012

Sonntagsfreuden

Beim Stöbern in einem Wandregal in meiner Küche fiel aus dem leider dort herrschenden Durcheinander eine alte Streichholzschachtel heraus...


...die sich bei näherem Hinsehen als Schatzkästlein aus längst vergangenen Zeiten entpuppte:


Und mir kam wieder in den Sinn, mit welchen Worten mir die Schachtel damals überreicht worden war: "Wenn du mal traurig bist, Mama, dann kannst du die aufmachen und angucken, und dann bist du gleich wieder fröhlich!"
Der Zauber hat auch nach so langer Zeit noch gewirkt. 
Die magische Schachtel kam wieder an ihren Platz zurück. Und wenn ich wirklich mal traurig bin - dann weiß ich ja, was zu tun ist...

Mehr über die Sonntagsfreuden bei maria.

Freitag, 21. September 2012

Aus-Flug

Vollends "ausgeflogen" aus dem elterlichen Nest ist nun unser großer Sohn, ein paar Wochen vor seinem 20. Geburtstag.
Wir haben es letzten Sommer schon ein bisschen geübt, das "Loslassen", während dreier Monate, die er in Afrika verbrachte, also richtig außerhalb der elterlichen "Reichweite". Seither war er mal zuhause, mal woanders, hat ein Praktikum gemacht und etwas Geld verdient. Und jetzt geht's ans Studieren, zwar nicht gerade auf einem anderen Kontinent, aber doch fast siebenhundert Kilometer weiter nordöstlich. 
Und weil das WG - Zimmer, das zum Glück schnell gefunden war, unmöbliert ist (bis auf ein riesiges Hochbett), war ein Ausflug zu Umzugszwecken unumgänglich, mit bis unters Dach vollgepacktem Auto.

(Sehr merkwürdige Orte gibt's in Bayern (oder ist das schon Thüringen??))

Dann waren wir an Ort und Stelle, aber von den Mitbewohnern war niemand da und deshalb auch kein Wohnungsschlüssel. Also hieß es erstmal telefonieren..                                             


...einmal, zweimal, dreimal...und noch ein paarmal...

 
Die reisemüde Mutter entdeckte gegenüber diesen entzückenden kleinen Laden und genehmigte sich einen Kaffee plus Gebäck und dem Sohn eine Limo. So ließ es sich gleich viel angenehmer warten...




Dann war endlich ein Schlüssel da und die Tür offen, das Auto wurde ausgepackt, alles drei Stockwerke hochgeschleppt und abgestellt...
 


 ...schon mal ein Billy zusammengebaut...



...dann aber erstmal die WG - Küche ausprobiert. Ich fühlte mich um Jahrzehnte zurückversetzt, WG-Zeiten... ("Wer hat das ganze dreckige Geschirr stehen lassen?!") - einfach gemütlich!



Der Blick aus dem Fenster - sehr anders als zuhause...



Ein Abschied - und dann eine lange Heimfahrt, mit viel Zeit zum Nachdenken. Gemischte Gefühle. Freude, dass alles so gut geklappt hat. Stolz auf den Großen, der so selbständig ist und mit großer Klarheit gerade diesen Ort für gerade dieses Studium ausgesucht hat. Der viel besser weiß, was er will, als ich es in dem Alter wusste. Den nun zurückzulassen ich aber auch wie ein kleines "Loch im Bauch", wie eine leere Stelle spürte. 


Unsere Teegespräche über Bücher, die neuesten Kinofilme, Gott und die Welt und das Leben an sich werden mir fehlen, unter anderem. Umso mehr freue ich mich auf Ferien und gelegentliche Heimkehrer - Wochenenden. Und bevor es so richtig losgeht mit dem Studium, gibt's erst mal eine Immatrikulationsfeier Anfang Oktober, bei der ich dabeisein werde. (Sowas gab's bei mir früher nicht - ich bin gespannt)!

Montag, 17. September 2012

Blicke

AUS - BLICK



RÜCK - BLICK



DURCH - BLICK










NAH - BLICK
 


(Alle Bilder entstanden bei einem Ausflug am Wochenende nach Ellwangen und zum Sieger-Köder-Zentrum, Rosenberg)



EIN - BLICK

(Wegen des copyrights kann ich dieses Bild nicht direkt zeigen - bitte  HIER 
nachschauen).

Wer mehr über den Künstler-Pfarrer und "schwäbischen Chagall" Sieger Köder wissen möchte, kann hier oder hier nachlesen. Viele Bilder findet man hier.




                                                                                                                                                                       

Mittwoch, 12. September 2012

Von Salbei und ... Mäuslein!



Wenn man, wie ich heute mittag, Apfelküchlein backt und noch Ausbackteig übrig ist, und wenn man außerdem einen Busch Salbei im Garten stehen hat, dann... ja, dann ist es an der Zeit, mal wieder Salbeimäusle zu backen! Und das geht so:
Man pflückt schöne große Salbeiblätter mit Stiel (!) und zieht sie durch den Teig, der bei mir aus 200 g Mehl, 1/4 l Milch, 1 EL Öl, 2 EL Honig,1 Prise Salz, 2 Eigelb und dem steifgeschlagenen Eiweiß besteht. Dann backt man sie im heißen Fett schön braun aus (Vorsicht, das geht recht schnell). Puderzucker drüber, an den "Schwänzchen" anfassen und wegknuspern!



Die dicke Maus rechts entstand aus einem Blatt vom Ananassalbei. Ich habe auch schon andere Kräuter so ausgebacken, z.B. Pfefferminze, Peterling, Basilikum oder Rucola, einmal sogar Rosenblütenblätter. Mit dem gleichen Teig kann man auch wunderbare Holunderblüten-Küchlein machen - wegen der Fettspritzer ist das Ganze natürlich immer eine ziemliche Sauerei am Herd, aber ein Riesenspaß für die Kinder (und ich gebe zu, dass ich auch immer hemmungslos futtere, solange noch was da ist..).

Sonntag, 9. September 2012

Urlaub (Teil 2): Bilder aus Siebenbürgen

Endlich habe ich sie beisammen, meine Urlaubsbilder. Und am liebsten möchte ich sie ohne allzuviel Text dazwischen einfach nur zeigen. Allerdings könnte man über Siebenbürgen seitenlang Interessantes schreiben... Wer sich für die Geschichte des Landes interessiert, kann bei Wikipedia nachlesen.
Bevor ich meinen Mann kennenlernte, wusste ich nicht viel über dieses Land, das heute zu Rumänien gehört. Allenfalls von den Siebenbürger Sachsen hatte ich schon gehört, die Mesnerin in meiner Heimatgemeinde war z.B. eine solche. 
Durch die Bekanntschaft mit meinem späteren Mann erfuhr ich, dass es in Siebenbürgen eine große ungarische Minderheit gibt (ca. 20%). Im  Széklerland im Südosten stellen sie den größten Teil der Bevölkerung: etwa drei Viertel. Hier lebt meine Schwiegerfamilie, und hier verbringen wir auch immer wieder unsere Urlaubswochen.
Aber nun sollt ihr einige Eindrücke von der Gegend bekommen.



Sie ist geprägt von Feldern, Wiesen und ausgedehnten Waldgebieten. Die flachen, fruchtbaren Ebenen werden unterteilt durch Höhenzüge, die allmählich in die Karpatenberge übergehen.


Das Hargita - Gebirge steigt bis auf etwa 2000 Meter. Von hier oben hat man einen weiten Blick ins Land.
Es gibt viel sich selbst überlassene Natur. Bäche und Flüsse sind selten begradigt und mäandern auf weite Strecken frei durch die Landschaft.





Die meisten Ortschaften sind als kilometerlange Straßendörfer angelegt. Die Häuser sind alle ähnlich und stehen mit der Schmalseite zur Straße hin. Hinter den Häusern erstrecken sich die Gärten und Felder.


In vielen ungarischen Dörfern des Széklerlandes findet man solche schön geschnitzten und bemalten Hoftore. Obendrauf sitzt meist noch ein Taubenschlag.




















Wer sich kein großes Tor leisten kann, nimmt eben mit einem ganz kleinen vorlieb.





Dieses hingegen schmückt im XXL - Format eine Landstraße:

Auf dem obigen Foto kann man auch die Weite der Landschaft erahnen, die mich immer wieder fasziniert.

In mancher Hinsicht ist eine Reise nach Rumänien auch eine "Zeitreise" in die Vergangenheit: mein Vater ist als Kind so auf dem Heuwagen mitgefahren. Hier ist das noch ganz selbstverständlich, auch wenn man hier und da einen (alten, gebraucht gekauften) Traktor sehen kann. 
Dieser Bauer hat immerhin Pferde - bei den meisten sind Kühe vorgespannt.



Ein kleines Dorf im Abendlicht:



Mit dieser Frau habe ich mich eine Weile unterhalten. Sie erzählte, dass die meisten jungen Leute nur noch im Sommer ins Dorf kommen, ihre Arbeit haben sie in der Stadt.
Dieses Dörfchen ist aber auch besonders  abgelegen - nicht entfernungsmäßig, aber es liegt an einer ungeteerten, äußerst holprigen Straße abseits der großen Landstraße, und ich habe für die fünfzehn Kilometer von unserem Urlaubsort bis dorthin gut eine Stunde gebraucht!











Überall an den Straßen entlang sieht man eine Fülle von Blumen.


Ortschaften, in denen überwiegend Ungarn leben (hier sind es oft fast 100%), haben ein zweisprachiges Ortsschild: erst der rumänische Name, dann der ungarische. In diesem Falle bedeutet letzterer wörtlich "Oberglücksdorf"!


Aber es gibt auch schöne alte Städte. Eine davon ist Schässburg (ung.: Segesvár, rum.: Sighisoara), eine Stadt, die von ihrer siebenbürgendeutschen Vergangenheit geprägt ist.

Der Uhrturm, das Wahrzeichen der Stadt:



Blick von oben:



Farbenfrohe Häuser - und auch hier überall Blumen.




 Der "Schülertunnel" wurde im vorletzten Jahrhundert zwischen Stadtmitte und Bergschule errichtet, damit die Schüler trockenen Fußes zur Schule hinaufsteigen konnten!

                                                        

 

















Lustiges Detail: Zwei Hirsche - ein Kopf!



Und schließlich sollte man nicht versäumen, den schönen alten deutschen Friedhof von Schässburg zu besuchen. Hier bekommt man eine Ahnung, welche jahrhundertealte Tradition und Kultur durch den Wegzug der Siebenbürger Sachsen unwiederbringlich zu Ende gegangen ist. Allerdings muss ich dazusagen, dass es außer den wenigen in den Dörfern zurückgebliebenen Alten auch eine größere Anzahl junge, sich als "deutsch" identifizierende Menschen gibt - meist aus gemischten deutsch-ungarischen oder deutsch-rumänischen Familien -, die ganz bewusst hier leben und sich für dieses Land einsetzen. Im inzwischen überwiegend von Rumänen bewohnten Hermannstadt gibt es z.B. eine "Deutsche Partei", die vor ein paar Jahren die Kommunalwahl gewann und seither den Bürgermeister stellt und die so effektiv arbeitet, dass sie für eine zweite Amtsteit wiedergewählt wurde.
Nun also der Friedhof:



(Wo in Deutschland wird heute noch solches Deutsch geschrieben?)

In den ehemals sächsischen Dörfern kann man auch die alten Kirchenburgen bewundern, in denen bei feindlichen Überfällen das ganze Dorf Schutz suchte.


An vielen Orten findet man verfallene Ferienhäuser und Hotels, Zeugen vergangener Zeiten. Diese Gegend war schon im 19. Jh. beliebt als Sommerfrische und für Kuren. Es gibt schwefel- und eisenhaltige Heilquellen, gute saubere Luft und überall ein wunderbares Mineralwasser.


Gut zwanzig Jahre nach dem Ende des Kommunismus ist man nun bemüht, dieses schöne Land für den Fremdenverkehr attraktiver zu machen. Mit Unterstützung der EU werden Asphaltstraßen in die abgelegenen Bergregionen gebaut, neue Unterkünfte eingerichtet, Skilifte angelegt, alte Badeanlagen wieder instandgesetzt. Das alles geht recht langsam vor sich, aber ich habe den Eindruck, dass man auch behutsam vorgehen möchte, was die Einbindung in die Landschaft angeht. Bis jetzt habe ich jedenfalls keine größeren Bausünden zu Gesicht bekommen. Möge es so bleiben!
                                                                                     










Eine Schutzhütte für Bergwanderer und ein neuer Waldseilgarten.

Soweit dieser kleine Einblick - denn mehr kann es nicht sein - in ein wunderschönes, hierzulande wenig bekanntes Land mit einer bewegten Geschichte und einem spannenden Nebeneinander verschiedener Volksgruppen und Kulturen (das Miteinander ist oft nicht ganz einfach, da durch die Vergangenheit belastet). Es gibt noch viele ungelöste Probleme (z.B. die prekäre Lage der zahlreichen Roma), aber die Menschen schauen mit Zuversicht in die Zukunft und hoffen, dass es weiter bergauf geht mit ihrem Land, das sie lieben und in dem sie zuhause sind - ob sie nun ungarisch, rumänisch oder deutsch sprechen.