Freitag, 8. März 2013

Mal was anderes

Eigentlich wollte ich ja eben noch schnell einen Hefeteig zusammenkneten und im kühlen Speisekämmerchen über Nacht gehen lassen, um morgen früh Zimtschnecken für einen Chorprobentag zu backen. Da sich aber momentan mehrere junge Leute (so sechs oder sieben, drei sind meine, der Rest ist mir nur teilweise bekannt) in unserer nicht allzu großen Küche drängeln, um sich ein Abendessen zu machen, zeige ich euch in der Zwischenzeit, was ich gestern gemacht habe - nämlich mal was ganz anderes als je zuvor:


Eine Klosterfrau, die ich kenne (eine von der sehr kreativen Sorte) bietet regelmäßig Kräuter- und Wohlfühlnachmittage an, wo dann der Kloster-Kräutergarten besichtigt und Duftöl oder Kräutersalz hergestellt wird u.v.m.
Gestern hatte sie sich etwas Besonderes ausgedacht: sie hatte eine Menge Weidenruten besorgt und eingeweicht, und wir durften daraus etwas flechten.
Ich versuchte mich an einem "Stöckchenkorb". Über einen aus vier Ruten gedrehten Ring (das war schon gar nicht so einfach, den gleichmäßig hinzubekommen) wurden mehrere Stöckchen gelegt und diese dann eingeflochten.


Die langen Enden der Weidenzweige, die quer zu den Stöckchen durchgeflochten waren, sollten am Ende eigentlich zu einem Henkel nach oben gebogen und zusammengebunden werden. Da meine Ruten dazu schon zu trocken geworden waren, schnitt ich sie ab und band sie seitlich zu zwei "Zipfeln".


Dann zog ich parallel zu den Stöckchen ein paar lange dünne Ruten ein und band sie oben locker zusammen. 

                                             
Das Ganze sah jetzt ziemlich anders aus als die Original-Vorlage - eher wie ein recht sperriges Deko-Objekt, und als genau solches hat es nun seinen Platz vor unserem bis dahin noch winterkahlen Hauseingang gefunden: ein Untersetzer mit Primeltöpfchen (blau-weiß-rot, vom Frankreich - Weltgebetstag) passte exakt drauf.


Ich fand diese ungewohnte Arbeit zunächst ganz schön schwierig; andere schafften es schneller und gleichmäßiger. Aber das Arbeiten mit den Weiden, die Farben und die unterschiedliche Beschaffenheit der Weidenzweige, das langsame Zurechtbiegen und die Kraft und zugleich Behutsamkeit, die man dafür aufwenden musste, das alles fühlte sich für mich so gut an! Selbst wenn am Ende nichts Vorzeigbares herausgekommen wäre - ich wäre von diesem Nachmittag trotzdem mit großer Befriedigung heimgekommen. Und einmal mehr mit der Erfahrung, dass ich in solchen Stunden des Arbeitens mit meinen Händen und mit schönem, natürlichem Material einfach vollkommen wunschlos glücklich bin.


10 Kommentare:

  1. Hej Brigitte,

    Das Weidenflechten, auch so eine ursprüngliche Tätigkeit, die aus einfachem Material Bemerkenswertes werden lässt. Neben unserer Eingangstür wäre dafür ein geeigneter Platz, eine Weide steht im Garten und mir gefällt, was Du da "gezaubert" hast... mal sehen!

    Beate

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  2. Mir gefällt was dabei heraus gekommen ist sehr. Vorlagen sind manchmal nur Anregungen. Du bist dabei richtig kreativ geworden. Das ist was für Hand und Herz. Da kann ich gut verstehen, dass dich das zufrieden machte. Es sieht so aus, als sollte genau das daraus werden.
    Ich mag das Weidenflechten auch, überhaupt das Tun mit Naturmaterial. Es kommt immer etwas dabei heraus. Manchmal winde ich nur abgeschnittene Zweige umeinander und hänge die Kränze hier irgendwo im Garten auf. Dann kann ich sie eine Weile betrachten und genießen. Oder es sind Vogelschaukeln. Bis sie auseinander fallen. Werden und vergehen. Leben eben.
    Einen schönen Sonntag wünsche ich dir.
    Roswitha

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  3. Das ist aber schön geworden!

    Die frühere Handarbeitslehrerin hat in der Oberstufe Korbflechten unterrichtet. Unser Ältester hatte das Glück, das Lernen zu dürfen. So gibt es hier immer noch einen tollen Weidenpapierkorb.

    Liebe Grüße
    Nula

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    1. Solche handwerklichen Fertigkeiten sollten in allen Schulen noch viel intensiver vermittelt werden, finde ich. Erstens, weil das den Kindern gut tut als Ausgleich zur Kopfarbeit, und zweitens, weil sie dann gute Handwerksarbeit zu schätzen und von Massenware zu unterscheiden lernen.

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  4. Liebe Brigitte, ich muß schon sagen, das ist Dir wirklich gut gelungen. Mein Vater beherrscht das Körbeflechten sehr gut. Früher wurden die großen Körbe zum Erntetransport auf dem Rücken in ländlichen Regionen aus der abgezogenen Rinde des Haselnußstrauches selbst geflochten. Ich habe es auch mal versucht, habe aber nichts Gescheites daraus hinbekommen. Dafür hat mir mein Vater zwei wunderschöne Körbe geflochten und geschenkt. Die liebe ich heiß und innig.

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    1. Oh, das kann ich mir vorstellen - selbstgemacht und dann noch vom Vater! Das ist unbezahlbar! In meinem Elternhaus, wo wir demnächst hinziehen, gibt es auch vieles, was mein Vater in seiner Werkstatt hergestellt hat (Schreinern ist nicht sein Beruf, aber er kann das richtig gut): Regale, Betten, Küchenschränke... und so manches witzige "Kunstobjekt" aus Werkstattabfällen und aufgelesenen, scheinbar wertlosen Dingen. Muss ich euch dann auch mal was davon hier zeigen :-)

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    2. Sag' mal, ich hatte dir über Deine Emailangabe im Blog was geschickt. Hast Du das schon entdeckt?

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  5. Oh wie schön, solch eine kreative Inspiration-Frau hätte ich auch gerne in der Nähe. Vielleicht muß ich mal ein wenig suchen, denn oft gibt es solche Leute und man weiß nur nicht viel davon!
    Mir gefällt das "sperrige Dekorationsobjekt" auf jeden Fall. Ich habe das WEidenflechten auch mal ausprobiert, aus einem Anfall von : Ich versuche mich mal an meinen Weidenzweigen.... Eigentlich wollte ich ein ganz einfaches Vogelhäuschchen flechten... aber bei mir ist auch irgendetwas anderes daraus geworden. Da weiß man doch erst, wie viel Arbeit in solch tollen Handwerksarbeiten stecken!
    Schön, daß Du glücklich und zufrieden mit Deinem Nachmittag warst, denn das ist doch eigentlich das schönste an allem - oder?

    Ganz liebe Grüße Tinki

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    1. Das bist du doch selber (kreativ und inspirierend...)! Aber klar, auch der kreativste Mensch freut sich über Anregungen.
      Deinen Webstuhl finde ich übrigens ganz toll. Ich habe Weben mal auf so einem größeren Webrahmen probiert und vom selbstgewebten Stoff eine Tasche genäht - und seither leider nix mehr gemacht, das gute Stück liegt im Keller...("schäm"). Dabei liebe ich Handgewebtes sehr, es ist mir aber zum Kaufen zu teuer - das schreit ja direkt nach einem neuen Versuch, oder? Schaun mer mal... :-)

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