Donnerstag, 19. März 2015

Hoch hinaus

Ich mag Zimmerpflanzen. Sehr. Eigentlich.
Aber ich habe ein Problem mit dem Gießen. Oder vielmehr mir dem Drandenken. Dann steht mein Mann abends vom Sofa auf und sagt: "Diese Pflanze sieht soo traurig aus - wann hast du die zum letzten Mal gegossen?" Und während er die Gießkanne holt und die arme traurige Pflanze mit Wasser versorgt, stottere ich etwas von "...äähhhmm - war doch erst vor drei Tagen... oder so...". Tja, und deshalb haben bei mir schon immer nur solche Zimmergewächse überlebt, die es mit der Wasserversorgung nicht so genau nehmen und auch mal eine Woche Trockenheit überstehen.
Kakteen zum Beispiel.


  
Allerdings nur die kleineren Arten, denn große Kakteen sind mir einfach zu unhandlich. Einmal beim Staubsaugen nicht aufgepasst und nur kurz dran vorbeigestreift, und schon ist man für den Rest des Tages mit dem Rauspinzettieren feinster Stächelchen beschäftigt. Zum Glück wachsen sie ja langsam, so hat man lange kein Problem damit.

 
















Die meisten jedenfalls. Einer dieser Hungerkünstler hat es aber auch bei spärlichster Pflege, ungedüngt und in jahrelang der gleichen Erde geschafft, zu stattlicher Höhe heranzuwachsen. Dieser Riese hat eine besondere Geschichte: mein Jüngster, damals Drittklässler, brachte ihn einst als kleines Kaktusbaby aus der Schule mit. Seine Lehrerin, eine originelle und ideenreiche Frau, hatte auf dem Wertstoffhof im Grüngut-Container ein großes, weggeworfenes Exemplar dieser Pflanze gefunden, die Bruchstücke eingesammelt und eingetopft und sie dann ihren Schülern mitgebracht. Erst schmückten sie das Klassenzimmer, und am Ende des Schuljahres durfte jeder seinen kleinen Kaktus mit nach Hause nehmen.


Der Knabe ist nun siebzehn und mir längst über den Kopf gewachsen, aber der Kaktus war schneller: er hatte seit einiger Zeit die Zimmerdecke erreicht und begann sich Richtung Fenster zu bewegen. Nachdem ich dem Besitzer versprochen hatte, ganz vorsichtig zu sein, kam das grüne Hochgewächs also unters Messer. Nun hat es wieder dreißig Zentimeter Luft bis zur nächsten Schur.














Und wir jede Menge Ableger für neue Riesen... :-)                                    

10 Kommentare:

  1. :-) jetzt bin ich aber platt! Weißt Du, dass Du "meinen" Riesen da stehen hast? Auf dem Augsburger Markt gekauft, hatten wir ihn 17 Jahre, bis er an die Decke stieß. Einmal sind wir in den Urlaub gefahren, eine Nachbarin hat auf die Gewächse aufgepaßt und ihn vergessen. Er stand vier Wochen zu dunkel, war wie ein Greis Richtung Licht gebogen und hat sich nie mehr erholt. Traurig ist so was. Dir wünsche ich mit Deiner Euphorbie mehr Glück und ein langes Miteinander.

    Lieben Gruß aus Oberfranken
    aelva

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    1. Nicht "Kaktus", sondern "Euphorbie" - ja klar, das hätte ich mir auch denken können beim Anblick der klebrigen weißen "Wolfsmilch", die beim Schneiden herunterlief. Danke, nun weiß ich auch, wie ich den alten Herrn anreden muss ("Guten Morgen, Herr Euphorbium, wie wärs mit einem Schluck Wasser?"...) :-)

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  2. Ein Prachtexemplar!! Ich mag diese Art von Kakteen auch sehr gern. Aber weißt du, welche Pflanzen auch seeehr dankbar und pflegeleicht sind? Orchideen. Ich hab viele daheim, die rette ich immer, kurz bevor sie bei unserem Supermarkt das Zeitliche segnen, weil sie mir Leid tun. Alle paar Wochen stelle ich sie ins Wasserbad, für mehrere Stunden, abtropfen lassen, fertig. Die blühen ständig. Vielleicht auch was für dich?
    Alles Liebe Babsy

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    1. Haha, ja genau, davon haben wir auch einige, von diesen Supermarkt-Orchideen. Da musste ich meinen Mann erst davon überzeugen, dass man die nur ab und zu und tröpfchenweise gießen darf. Aber deine Tauchmethode gefällt mir sehr gut, das werde ich ab jetzt auch so machen. Danke für den Tipp!

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  3. Hallo Du Liebe,
    nun muss ich aber richtig dick grinsen. Ich bin der Blumengiesser schlecht hin, vertrocknen tut hier keiner, hier ersäuft alles.... Kakteen haben keine Chance!
    Aber im Büro stehen bei mir auch so Prachtexemplare und die werden immer mal wieder vom Gärtner gekürzt.
    LG
    Manu

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    1. Wir könnten uns ja alle zwei Tage eine SMS schicken: "Gießen nicht vergessen!" bzw. "Heute Kanne stehen lassen!" (oder so...) :-)

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  4. Da ist Dein Kaktus ja ein wirkliches Stück persönlicher Geschichte... nach dem Motto: Kinder wie die Zeit vergeht. Und der 17 jährige Knabe kann dann später einen Ableger ins Studentenzimmer mitnehmen.

    LG Gitta

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  5. Oh, oh ... ich sitzte lachend hier. Denn mir geht es irgendwie mit Pflanzen genauso. Und ... auch wir hatten ein solches Ungetüm. Das hat dann die Tochter bei ihrem Auszug "geschenkt" bekommen, ob sie es wollte weiss ich bis heute nicht ... aber sie hat Platz im Haus und der Kaktus ist noch höher geworden. Vor kurzem nun hat Michael zwei kl.Ableger davon hier angesiedelt. Na ja, bis in 17 Jahren ... wer weiss, vielleicht bin ich dann da in einem Seniorenheim und muss lächelnd an die grossen Pieckser zurückdenken :-)
    ich wünsch Dir ein schönes Wochenende
    liebe Grüsse
    Elisabeth

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    1. Im Seniorenheim stehen die Dinger zumindest auf dem Flur - da kommt man mit dem Rolli ganz gut ohne Piekser vorbei... :D :D

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  6. Jetzt rufst du gerade Erinnerungen in mir wach: vor Ewigkeiten schenkte ich meiner besten Freundn eine Jucca-Palme. Im Laufe der Jahrzehnte wuch und wuch sie, und da sie nie zurechtgestutzt wurde und wir uns die letzten Jahre garnicht mehr sehen konnte, verschlug es mir bei meinem nächsten Besuch die Sprache. Die Palme war einmal quer durch den ganzen Raum unter der Zimmerdecke entlang gewachsen. Behrzt zerstückelten wir sie, und so gibt es viele viele Nachfahren auch dieser Pflanze ;-).

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