Samstag, 18. Juni 2016

Ruhetag



Nicht jeder Tag kann ein Enkel- und Spieletag sein.
Wir nehmen es, wie es kommt, und freuen uns an den einfachen Dingen, wie z.B. eine Viertelstunde auf der kleinen Terrasse vor seinem Wohnzimmer zu sitzen. 
"Sollte man nicht ein Gitter an den Gartenteich machen, zur Sicherheit?"
"Aber Papa, wir fallen da bestimmt nicht rein!"
"Das kannst du nie wissen."
"Ihr seid doch auch ohne Gitter zurechtgekommen, wir schaffen das auch."
"Aber für die Kinder ist es gefährlich!"
"Die Kinder sind auch schon groß, die passen selber auf."
"Ich weiß nicht... wenn du meinst..."

Er macht sich furchtbar viele Sorgen, überall im und ums Haus lauern Gefahren, vor denen er uns nicht mehr bewahren kann... 
"Dann müsst ihr halt sehen, wie ihr zurechtkommt, wenn ich nicht mehr da bin." 
"Papa, wir sind ja auch schon sehr erwachsen - ich werde nächstes Jahr sechzig, denk mal!"
"Ich weiß nicht... " (zweifelnder Blick).

Ach ja.

10 Kommentare:

  1. Ich freue mich, dass es deinem Vater ein bisschen Besser geht. Das er sich sorgen um euch macht, ist so herzerwärmend - ach ja!

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    1. Einerseits herzerwärmend, andererseits würde ich ihm wünschen, dass er die Sorgen auch mal loslassen könnte und einfach vertrauensvoll die Dinge in unsere Hände legen. Er hatte schon immer, auch bevor die Demenz begann, gewisse Zweifel, ob ich, ob wir das alles richtig machen würden mit "seinem" Haus (er hat z.B. immer alles selber repariert, wir müssen halt für manches einen Handwerker holen usw.). Es fällt ihm sehr schwer, da loszulassen.

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  2. Hört die Sorge von Eltern je auf?... Mein Vater hat mich immer darauf hingewiesen, stets auf die Söhne zu achten. Als wenn ich das nicht schon von mir aus getan hätte... Trotzdem. Es ist gut, die Tage nehmen zu können, wie sie kommen. So gut, daß ihr euch noch haben dürft...

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  3. Ach Brigitte...
    Seine Hilflosigkeit, deine Hilflosigkeit.
    Alles eins. Alles schwer.
    Und da schützt auch kein Gitter vor diesem Schmerz.
    Claudiagruß

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    1. Ach weißt du, Claudia, diese Art Gespräch ist eines von der guten Sorte, weil es um etwas Reales geht, wenn auch mit irrealen Sorgen. Da kann ich ja immer wieder beruhigend drauf eingehen. Viel schwieriger ist es für mich, auf völlig irreale Fragen oder Behauptungen zu reagieren, wenn er von Ereignissen oder Personen erzählt, die nicht existieren, und unbedingt nähere Auskunft von mir haben will - und wenn ich ihm die nicht geben kann, denkt er, ich verschweige ihm etwas, und regt sich auf...

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  4. Liebe Brigitte,
    mein Vater hat sich bis zum Schluss gesorgt, bis zur letzten Sekunde. Ich glaube, dass ist bei Eltern so. Mein Bruder und ich waren immer noch die Kinder. Mein Vater hatte bis zum Schluß Zweifel, ob ich alles richtig machen würde.

    Mir hat mal jemand, der mit dementen Menschen zusammen lebt, erzählt, dass man sie in ihrer Welt lassen soll und "einfach" auf ihre Fragen eingehen soll, auch wenn es manchmal Geschichten sind.
    Ich könnte mir vorstellen, dass demente Menschen auch von Dingen sprechen, die sie ganz früher erlebt haben oder die sie irgendwie begleitet haben, vielleicht Erlebnisse von Freunden, denen sie nahe standen, oder von Träumen. Aber das ist alles schwierig und aufregend und erst recht, wenn man davon betroffen ist als Angehöriger.

    Ich wünsche Dir viel Kraft,Energie und auch mal das Loslassen können.

    Ganz lieben Gruß
    Birgit

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  5. Liebe Brigitte,

    ach, so ein sorgender Vater hat ja auch was Rührendes...und doch ist es nicht einfach.

    Auch hier gehen wir wohl dieser Phase langsam aber sicher entgegen. Uns trennen zur Zeit (nicht ohne Grund) 900 km und mir wird ganz bang ums Herz, wenn ich an das, was da kommen könnte, hindenke.

    Liebe Grüße
    und danke für Deine lieben Worte

    Nula

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  6. Liebe Brigitte,
    intuitiv weiß dein Vater, dass man auch mit fast sechzig der Führsorge bedarf. Er wird wissen , was auch dir ganz plötzlich widerfahren ist.
    Noch ist der Schutzschirm gespannt, wenn auch schwächer als bisher.
    Ein russischer Freund sagte, als seine Mutter gestorben war, es sei ein Schirm zusammengeklappt....
    Herzliche Grüße,
    Angela

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  7. Liebe Brigitte, es liest sich so schön, so vertraut ....
    liebe Grüsse
    Elisabeth

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