Samstag, 29. Oktober 2016

ISLAND (3) - Stokksnes bis Húsavík

Ich bin eben schon ein bisschen erschrocken, als ich das Datum des letzten Blogeintrags gesehen habe - meine Güte, was bin ich faul...! Aber nein, das stimmt so nicht ganz. Ich saß nämlich in letzter Zeit wegen Korrespondenz und vieler anderer Dinge, die erledigt werden mussten, ziemlich oft und lange am PC. Da fehlte mir dann einfach die Lust und Energie, abends noch mal anzufangen - ganz abgesehen davon, dass meine Augen das lange Arbeiten am Bildschirm nicht besonders gut vertragen.
Aber jetzt will ich doch endlich meine Island-Fotos vollends "loswerden", damit hier auch mal wieder andere Dinge zur Sprache kommen können. Deshalb folgt jetzt die nächste Etappe, erst weiter ostwärts und dann Richtung Norden, bis zur "Walbucht" von Húsavík, wo wir mehrere Tage bleiben wollten.


Im Reiseführer hatte ich von einem "Viking Café" am Ende der Halbinsel Stokksnes gelesen, das vom dort ansässigen Landwirt bewirtschaftet wird. Nach der eisigen Schönheit der Gletscherlagune schien uns der Abstecher dorthin verlockend. Und die Fahrt über ein paar Kilometer Schotterstraße hat sich wirklich gelohnt - für uns wegen des urigen Cafés (mit der schokoladigsten Schokotorte meines Lebens) - und für den Bauern wegen der gesalzenen Preise, die er dafür verlangen kann, denn der rustikale Charme dieses Ortes ist einfach unwiderstehlich.

 




Frisch gestärkt wieder zurück zur Ringstraße und weiter nach Osten. Immer wieder faszinierten mich die fein abgestuften Farbtöne der Berghänge, die durch unterschiedliche Mineralien hervorgerufen werden.



Solche in den Berg hineingebauten und mit Grassoden gedeckten Schafställe sieht man oft. 
Und, nach vielen Schafen überall, auch endlich ein paar hübsche Islandpferde!



Auf den Abend hin hatte es sich wieder eingetrübt, und bei Regenwetter kamen wir an unserer dritten Unterkunft an, in einem Ort namens Berunes. Und die war so schnuckelig und gemütlich, dass man glatt einige Regentage dort hätte verbringen können:



(Von außen vielleicht noch nicht so sehr, aber von innen...)





Der Wirt, Olafur, hat das ganze Haus aufs liebevollste in diesem skandinavisch-nostalgischen Stil eingerichtet.


Jeden Morgen backt er Pfannkuchen für seine Gäste, und dazu gibt es außer der obligatorischen Orangen- und Beerenmarmelade auch eingelegten Hering! (Ääähmm - für mich aber eher nicht zum Frühstück...)  :-)



Bei Nässe und Nebel brachen wir zur dritten Tagesetappe auf, umfuhren einige Fjorde auf einer (laut Reiseführer) Panoramastraße, und auch wenn man vom Panorama nicht so richtig viel sehen konnte, fand ich die Aussicht doch sehr stimmungsvoll (und hey, das ist eben auch Island - vielleicht authentischer als wenn der Himmel immer blau gewesen wäre).



Dann bog die Straße ab nach Norden, weg von der Küste und hinein ins Hügelland, der Himmel riss auf - 




 - die Straße führte in sanften Schwüngen bergauf, und dann war da plötzlich fast kein Grün mehr, sondern nur noch braun und schwarz und Lava-Stein-Geröll, eine völlig andere und sehr fremdartige Welt tat sich auf:





Wie gerne wäre ich ausgestiegen und durch diese eigenartige Landschaft gewandert, mit der Vorstellung, auf einem fremden Planeten gelandet zu sein... Leider war die Zeit zu knapp, denn am Abend wollten wir ja im Norden, am Meer sein. Und vorher warteten noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf uns, die wir auf keinen Fall versäumen wollten und für die wir den Nachmittag reserviert hatten. Sie liegen alle um den Myvatn-See herum, und sie haben alle ihren Ursprung in der dort sehr dünnen Erdkruste, was die Gegend zu einem sogenannten Hochtemperaturgebiet macht, mit vulkanischer Aktivität und allem, was dazugehört. 
Schon von weitem sah man rechts von der Straße, im Gebiet um den Vulkan Krafla, hier und da aus dem Boden Dampf aufsteigen:


Auf der linken Seite liegt dann Hverir, ein atemberaubender "hotspot", an dem alles ganz nah beieinander zu bestaunen ist, was da so am Dampfen, Brodeln und Zischen ist (atemberaubend übrigens nicht nur optisch, sondern auch olfaktorisch - man wird hier ordentlich eingeschwefelt).






Ich bekam den Finger fast nicht mehr vom Auslöser, so sehr faszinierte mich das mineralische Farbenspiel. Besonders die vielfältigen Braun-Blau-Grau-Töne hatten es mir angetan, ich habe sie auch an anderen Stellen in Island immer wieder entdeckt.





Dann lag der Myvatn-See in seiner ganzen Lieblichkeit vor uns - ein starker Kontrast zu der eben durchquerten Wüstengegend.



Wir ließen aus Zeitgründen einen verlockenden erloschenen Vulkan links liegen und wanderten ein Stück durch das bizarre Lavafeld von Dimmuborgir.




Und dann musste Frau Amselgesang doch noch unbedingt auf den Vulkan klettern, denn was ist schon zwei Stunden später ankommen gegen diese einmalige Chance, einmal einen Vulkan von innen zu sehen? Wer weiß, ob ich irgendwann nochmal hierher komme (und ob ich dann noch in der Lage bin, da hochzukraxeln - wo mir doch jetzt schon immer das linke Knie...)?
Herr A. blieb im Auto, da es anfing zu regnen. A. junior lässt sich zum Glück von solchen Kleinigkeiten nicht abhalten, seine Mama auf Abenteuer zu begleiten. Er war allerdings um einiges schneller oben...


 ...die Mutter kam schließlich auch oben an und war beim Blick über den Kraterrand einfach nur glücklich, diesen Abstecher noch gemacht zu haben. Der Hverfjall ist einer von ganz wenigen Tephra-Kratern, die es auf der Erde gibt, d.h. er besteht aus lockerem Tuffgestein, das bei einer gewaltigen Wasserdampfexplosion vor zweieinhalbtausend Jahren rings um die Dampfsäule  herabrieselte und so diesen Krater formte.




 Der Blick auf den See und die Umgebung war ebenfalls den Aufstieg wert...

 
 
 ...der Regen war längst in ein kaum merkliches Nieseln übergegangen, und als ich mich umdrehte, um voller Bedauern auf den Parkplatz mit dem zurückgebliebenen Reise- und Lebensgefährten zu schauen, bekam ich eine Gänsehaut:


Was für ein Geschenk des Himmels - zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und gerade das richtige Wetter zu erwischen, um diesen unvergesslichen Anblick mitnehmen zu können!  

 
Beim Abstieg hatten wir den allmählich verblassenden Regenbogen noch eine Weile vor uns. 



Ein letzter Blick zurück auf den Vulkan, und dann wurde es höchste Zeit weiterzufahren bis Húsavík und noch ein Stückchen weiter, um noch bei Tageslicht diesen steilen Weg erstmals hinunterzufahren (wenn Frau A. nicht ein so unbegrenztes Vertrauen in die Fahrkünste von Herrn A. hätte, sie wäre womöglich oben ausgestiegen...) und an diesem einzigartig gelegenen Guesthouse, in Tungulending, anzukommen.



 Davon, und von weiteren schönen Orten, später mehr.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

ISLAND (2) - Vík bis Jökulsárlón

Schlaflos durch die Nacht - nein, ganz so schlimm ist's nicht, nur leider um vier schon aufgewacht und nicht mehr eingeschlafen. Was macht man da bloß?


Na klar - man lädt Island-Fotos hoch, höchste Zeit für die Fortsetzung... und schwelgt dabei nochmal ein bisschen in der Erinnerung an eine schöne Woche Anfang September (das kommt mir jetzt schon wieder so lange her vor...).
 
Der zweite Tag unserer Reise begann sonnig, trübte sich aber bald ein. Egal, das Wetter wechselt hier eh alle paar Stunden, und solange es nicht dauerregnet, ist alles gut.
Wir waren unterwegs nach Kirkjubaejarklaustur, einem kleinen Dorf mit einer besonderen Geschichte, die, wie so oft in Island, mit einem Vulkanausbruch zu tun hat. Im Jahre 1783 wurde hier der Pfarrer  Jón Steingrimssón zum Volkshelden, als ein auf das Dorf zufließender Lavastrom wunderbarerweise kurz vor der Kirche zum Stehen kam, während er drinnen die Dorfbewohner, statt zu fliehen, zum Gottesdienst versammelt hatte und eine seiner "Feuerpredigten" hielt (etwas ausführlicher hier). 


Oben eine historische Darstellung, unten der heutige Blick auf den erstarrten Rand des Lavastromes, neben dem eine kleine Kapelle an das denkwürdige Ereignis erinnert.
 

Auf dem alten Kirchhof liegt Jón Steingrimssón begraben (hach, ich liebe diese isländischen Namen - erinnert ihr euch an die EM? Sigthorsson...?)  :-)


Ausläufer des Myrdalsjökull (in direkter Nachbarschaft zum Eyafjallajökull, dem Gletschervulkan mit dem unaussprechlich-unvergesslichen Namen seit damals): In Island liegen die aktiven Vulkane gerne unter Gletschereis, was bei einem Ausbruch zu großen Wasserströmen, sog. Gletscherläufen, führen kann. Unter dem Myrdalsjökull grummelt es seit einiger Zeit, ein Ausbruch des darunter befindlichen Vulkans Katla wird erwartet. Für uns nicht an solche Dinge gewöhnten Ausländer war es ein spannender und etwas unheimlicher Gedanke, als wir in Vík übernachteten: Wenn es jetzt passieren würde, käme das Wasser geradewegs hier herunter... (obwohl, so schnell geht das dann auch wieder nicht). Zumindest gäbe es vielleicht eine Aschewolke, die unseren Heimflug etwas verzögern könnte!  :-)


Graufilziges Moos wächst auf den Lavastein - Flächen.






Und wer würde sich bei diesem Anblick nicht unversehens wie Frodo fühlen - am Eingang zum Lande Mordor?


Und jetzt (ich weiß, es wird eine Bilderflut und ja, weniger ist meist mehr, ganz abgesehen davon, dass man im Netz Tausende von fantastischen Islandfotos findet - aber Leute, nun war ich einmal da und ich kann einfach nicht anders...) - also, einfach noch mehr Bilder, teils aus dem Autofenster geknipst, weil wir einfach zu wenig Zeit hatten, um alle paar Kilometer anzuhalten. Obwohl - meine beiden Männer waren wirklich sehr geduldig mit mir, wenn zum x-ten Mal der Ruf ertönte: "Ooohhh - kannst du bittebitte mal kurz...  geht auch ganz schnell...?!!"   :-)




Wo beim Blick in die Ferne weit und breit kein Baum zu sehen ist, muss man eben mal nach unten schauen:


Wer bis hierher durchgehalten hat, kriegt jetzt noch das Sahnehäubchen zu sehen: Vieleviele Bilder (ich konnte einfach nicht aufhören, es war zu schön...) von der Gletscherlagune Jökulsárlón, in der in majestätischer Ruhe die Brocken, die vom Vatnajökull-Gletscher abbrechen, herumschwimmen wie zu Eis erstarrte Fabelwesen.











Ein, zwei Kilometer weiter hocken sie dann, nachdem sie den Abfluss der Lagune Richtung Meer passiert haben, bei Ebbe auf dem schwarzen Sand und warten darauf, dass die nächste oder übernächste Flut sie wieder flott macht.





   ...ein kleines URMEL AUS DEM EIS   :-) 

                                                                             
  
   ...dieser schöne Stein war zu groß und schwer, um ihn mit nach Hause zu nehmen, so hab ich
   ihn eben auch fotografiert.

Damit die Bilderflut nicht allzu epische Ausmaße annimmt (erinnert ihr euch an die langen Diaabende mit Urlaubsbildern in den 60ern?), mache ich hier eine Pause - Fortsetzung folgt...