Sonntag, 9. September 2018

Sonntagsfreude: Mann kann's!



...und zwar der junge Mann hier im Hause. Erst hat er Dinkelbrot gebacken, mit einer Backmischung, aber die war "Bio" und ohne besondere Zusätze, und da wird das Brot auch nicht irgendwie von selber gut, sondern nur, wenn man ausgiebig knetet. Und das tut er mit Muskelschmalz und Hingabe und richtig lange (nicht wie die Mama, die nach fünf Minuten schlappmacht...).
Und weil er noch nicht genug hatte, machte er kurzerhand Zwiebelkuchen zum Abendessen, nach einem Rezept aus dem Internet (mit Kochbüchern fängt diese Generation nicht so viel an, das wird schnell gegoogelt). Es war dann auch nicht der klassische schwäbische Zwiebelkuchen, sondern eher eine Art flache Pizza, aber zum ersten Federweißen der Saison schmeckte es ganz prima.
Ich finde es einfach total schön und genieße es immer sehr, wenn die Jungs Spaß daran haben, in der Küche zu experimentieren und ihre Eltern zu bekochen. Außerdem muss man sich dann keine Sorgen machen, dass sie sich später nur von Fastfood oder Fertiggerichten ernähren.
Eine Sonntagsfreude, die durch den Magen ging.

Donnerstag, 6. September 2018

Anno-dazumal-Chic

In einem Schrank auf dem Dachboden bewahre ich noch einiges an alten Schätzen auf, das sich im Laufe der Jahrzehnte aus den Hinterlassenschaften meiner Vorfahrinnen angesammelt hat. Im Jahr nach unserem Einzug habe ich irgendwann mal einen Nachmittag damit verbracht, die Säcke mit Textilien verschiedenster Art und Qualität grob durchzusehen und Lumpiges, Vergilbtes oder sonstwie Unbrauchbares auszusortieren. Der Rest - z.B. Bett- und Tischwäsche, wie man sie früher als Aussteuer mit in die Ehe brachte - wanderte in Kartons und Schrankfächer. Von Zeit zu Zeit kruschtele ich ein bisschen darin herum, bewundere wunderbare alte, schwere Leinenstoffe, Bettücher mit sauberst gestopften kleinen Rissen oder Vorhangstoffe mit 50er-Jahre-Mustern und fördere dabei das ein oder andere interessante Stück zutage. Neulich fiel mir nun dieses goldige Kleidungsstück in die Hände:



Ein Blüschen aus einem einfachen weißen Baumwollstoff mit Ein-Knopf-Verschluss und wunderhübschen altmodischen Details:



Tagsüber kann das wohl kaum getragen worden sein, denn der eine Knopf ist ja doch ein bisschen wenig - obwohl, er sitzt genau an der richtigen Stelle... ;)
Ich habe es in den heißen Augustnächten als luftiges Oberteil zu meiner leichtesten Pyjamahose getragen und es war sehr angenehm.





Und noch ein Großmutter-Stück mit hohem Nostalgiefaktor fand sich im Wäscheschrank:
Dieses reizende - ja, was ist es eigentlich, Unterrock? Nachthemd? - jedenfalls habe ich mir die Mühe gemacht und es fotofein gebügelt, damit ihr es in all seiner liebevoll geschneiderten Pracht bewundern könnt. Die Schultern sind oben nicht zusammengenäht, sondern geknöpft, was mich vermuten lässt, dass es ein Unter- oder Nachthemd für eine stillende Mutter gewesen sein könnte - wer weiß...? 

(Hach, wie oft denke ich: dies oder das hätte ich jetzt gerne mal schnell meine Oma oder Mama gefragt!). 

Jetzt kommt mir allerdings der Gedanke, dass die beiden Teile wunderbar zusammenpassen, und ich stelle mir eine junge Mutter im Wochenbett vor, in einem heißen Sommer ähnlich wie diesem, die mit dem Blüschen überm Stillnachthemd im Bett liegt und so die Verwandten und Nachbarn empfängt... schön, gell?  :)



(Von diesem Teil gibts aber kein Tragefoto, das müsst ihr euch schon selber vorstellen...)  ;)

Samstag, 1. September 2018

Man muss nicht weit reisen...

...um was Schönes zu erleben. In der Nähe findet man oft ebenso schöne Ziele, ganz ohne große Reisevorbereitungen (die ich immer furchtbar anstrengend finde). Dieser Sommer war zwar wegen der Hitze nicht so wanderfreundlich, aber jetzt kann man endlich wieder einmal am frühen Nachmittag spontan losgehen, ohne Gefahr von Hitzschlag oder Sonnenstich. Das habe ich getan, bei einer kleinen 10-km-Wanderung zur Burg Guttenberg und durchs idyllische Fünfmühlental. Das Ganze bei schönstem Spätsommerwetter - blauer Himmel mit dicken weißen Wattewolken, frische Luft und angenehme Wärme. Was für ein lange entbehrter Genuss!
Durchs Fünfmühlental wollte ich schon lange mal spazieren, am Mühlbach entlang, der beim Dorf Neckarmühlbach in den Neckar mündet (toller Satz mit maximal vielen Wortwiederholungen, nicht?). Weil ich nicht gerne denselben Weg hin und zurück laufe, ging ich vom Wanderparkplatz in Bad Rappenau-Zumhof erst durch den Wald zur Burg Guttenberg und dann durchs Tal wieder zurück, wobei ich den Hinweg durch den naturbelassenen Bannwald und vorbei an einem großen alten jüdischen Friedhof eigentlich noch schöner fand als den vielbegangenen und teilweise asphaltierten Mühlentalweg. 
Meine Fotos zeigen etwas von dieser schlichten Wald- und Wiesenlandschaft, nichts "Besonderes", aber in dieser ursprünglichen Form doch längst nicht mehr überall anzutreffen - und so wunderbar erholsam (die gute Waldluft muss man sich dazu vorstellen)!


Nein, soo kalt war es nun auch wieder nicht... der Mühlsee war eisfrei :)



Sitzgelegenheit, moosgepolstert

Der Heinsheimer Judenfriedhof ist einer der größten in Süddeutschland und zieht sich mit seiner schönen alten Mauer weit an der Straße entlang.


Friedhöfe sind so - tröstlich, finde ich. Still, schön, gelassen, der Zeit enthoben.


Efeudetail an einer Säule

Auf den ersten Blick wirkt der Wald grün und frisch - bei genauerem Hinsehen entdeckt man die Folgen der Trockenheit. Der Boden ist voll dürrem Laub, schon Ende August.

Burg Guttenberg, seit 800 Jahren bewohnt von den Freiherren und -frauen von Guttenberg-Gemmingen und bekannt durch ihre Greifenwarte. Leider kam ich zu spät zur Flugvorführung - dann eben beim nächsten Mal.
Der würdevolle Uhu machte mir als kleines Mädchen immer großen Eindruck, wenn ich an der Hand meines Opas (der in Neckarmühlbach seine letzten Jahre vor dem Ruhestand als Pfarrer verbrachte) hier herauf spaziert war.



Der Abstecher zur Burgkapelle musste sein, denn hier bin ich einst von meinem Opa getauft worden. Ewig war ich nicht mehr hier... leider war die Tür verschlossen.

Epitaph an der Burgkapelle

Sehr idyllisch liegt die Schnepfenhardter Mühle, bekannt als "Mühlenschenke", im Talgrund. Hier lässt es sich gut Rast machen. Mir genügte eine Johannisbeerschorle als Erfrischung für den Rückweg.

 

Um die Sommersmühle herum entdeckt man heiteres Kunsthandwerk...

...wie diese Mauerkinder...

..oder freundliche farbenfrohe Gockels...

...und, in natura, kontemplativ in sich ruhende Geißböcke.



Ich bin nicht an allen Mühlen vorbeigekommen, die Wanderung wird also demnächst in erweiterter Form wiederholt werden müssen. Oder dürfen. Ich freu mich drauf!