Montag, 23. Juli 2012

Schwanensee


   Nein, ich war nicht im Ballett, sondern nur auf einem besonders schönen und stimmungsvollen Abendspaziergang, zusammen mit ein paar Frauen, die sich einmal im Monat treffen und einen Abend zusammen verbringen und gestalten. Heute also ein gemeinsamer Weg in die Nacht hinein, mit teils fröhlichen, teils ernsten Gesprächen und gelegentlichem Innehalten für einen guten Text zum Thema "Unser Umgang mit der Zeit".


   Und dann kamen wir bei sinkender Sonne an einen Weiher, auf dem Familie Schwan gerade in aller Ruhe ihr Abendessen einnahm. Und wir setzten uns auf die Bank am Ufer und schauten ihnen in aller Ruhe dabei zu. Fühlten die Zeit langsam dahinfließen, während es allmählich dunkler wurde. Hörten das leise Plätschern des Wassers und die Grillenmusik aus den Wiesen ringsum. Und waren uns einig, dass man einen Abend noch so gut vorbereiten kann - das, was ihn dann zu einem besonderen Erlebnis werden lässt, kommt unerwartet und ohne eigenes Zutun dazu - einfach so, geschenkt.



                          
Sommerpsalm
Im Übrigen meine ich,
dass Gott, der Herr,
uns einen großen Sommer schenke.
 Den Familien einen Korb voll Ruhe
und viele hoffnungsvolle Blicke auf grün und blau.
Wiesen und Wasser und weiße Strände.
Leise Monate.
Dass er das Geschrei aus der Welt nimmt
und Stille verordnet.
Dazu gehört, dass er den Kriegern das Handwerk
aus den Händen nimmt.
Und denen, die ohne Arbeit sind,
die Hoffnungslosigkeit.
Und die Mächtigen nicht zu Mafiosi werden lässt.
Alle können wir dabei mittun und daran arbeiten,
dass das Leben langsamer verläuft,
dass die Welt alle Aufregung verliert.
Und die Menschen sich länger ansehen können, 
um sich zu sagen: Wir lieben euch!
Gott, unser Herr, möge diese Stille segnen.
Möge diese Stille denen überall in die Ohren blasen,
 die unsere Zeit noch schneller machen möchten
und damit noch kürzer, noch atemloser.
Gott, unser Herr, wir bitten dich: Mach es!
Auf dass unser Herz wieder Luft schnappen kann, 
unsrer Auge aufhört zu zappeln
und unser Ohr wieder richtig hört
und nicht alles vergisst.
Denen, die uns dies alles austreiben möchten,
möge Gott, der Herr, einen Blitz ins Gesäß jagen,
damit sie ihr unmenschliches Tun einsehen
und die Menschen seines Wohlgefallens
in Ruhe lassen.
Und wir wollen unseren Herrgott abermals bitten, 
dieses Ansinnen von uns und überall zu segnen.
Und weil es sein muss, sofort und immerdar!
Danke und Amen.

Hanns Dieter Hüsch


2 Kommentare:

  1. "Alle können wir dabei mittun und daran arbeiten,
    dass das Leben langsamer verläuft,
    dass die Welt alle Aufregung verliert."
    Das berührt mich gerade besonders. Denn, wenn wir immer mehr werden, die sich das bewußt machen und immer mehr danach handeln, was zeitweiliges beeilen nicht ausschließt ;-), dann kann dieses "immer schneller, immer weiter" gebremst werden. Bevor es uns bremst. In allen Lebensbereichen.
    Ein schönes Schwanensee-Abend-Geschenk.

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    1. Das hast du nun auch wieder schön gesagt...Danke.
      Brigitte

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