Auch
das, was lange währt, wird endlich gut und kommt auf's (virtuelle)
Papier - in zwei Teilen, denn die schönsten Bilder vom Urlaubsland sind
auf dem väterlichen Fotoapparat gespeichert
(der viel besser ist als meiner), und ich habe versäumt, sie auf meinen
PC zu laden. Die kommen also später. Hier nun die familiären Aspekte
einer schönen Reise - wenn auch mit kleinen Hindernissen...
Man braucht mindestens zwei Tage für die Strecke von hier bis ins südliche Siebenbürgen, deshalb machten wir nach der ersten, immer ein bisschen langweiligen (weil fast nur aus Autobahn bestehenden) Etappe am Plattensee Station.
Die
Nachtruhe im kleinen Hotel kam ein wenig verspätet, weil das Schloss
der Badezimmertür ausgerechnet in dem Moment blockierte, als mein
(85jähriger) Vater wieder raus wollte. Der Enkelsohn (14) hätte gern
kurzen Prozess gemacht: "Die Tür könnte ich leicht eintreten - soll
ich?". Ich habe dann doch lieber die Dame vom Empfang geholt, die
einen Schlosser alarmierte, welcher eine halbe Stunde später kam und den
Opa
mit sanfterer Gewalt befreite. Große Erleichterung, vor allem bei mir,
denn es ist ein ganz blödes Gefühl, so von einem Menschen abgeschnitten
zu sein, für den man sich mitverantwortlich fühlt. Er blieb aber ganz
gelassen und schlief trotz allem gut!
Die
zweite Etappe beginnt mit einer langen Fahrt durch die ungarische
Puszta. Wir fuhren mit zwei Autos, mit meinem Mann im einen als
Non-stop- Chauffeur, im anderen wechselten der große Sohn und ich am
Steuer ab.
Hier
gibt es nicht so viel zu sehen: eine gute Gelegenheit für die
Beifahrerin, ihr Strickzeug rauszuholen und Pulswärmer für die
Schwiegermutter zu nadeln.
Und dabei ging dann meine Brille kaputt, einfach so beim Runternehmen (einzelne Maschen sehe ich nämlich ohne besser).
Sie war ja auch schon ziemlich alt... anderes war eben immer wichtiger als ein neues Nasenfahrrad.
(Ein Optiker hat mir später die alten
Gläser in ein neues Gestell gebastelt.)
Zum Glück hat der große Sohn das "Fernfahrer-Gen" seines Vaters geerbt und fuhr die ganze restliche Strecke alleine. Meine Sorge, es könnte ihm zuviel werden, mein Hinterkopf-Gedanke: in diesem Urlaub ist von Anfang an der "Wurm" drin - was wird noch alles passieren? -, meine leise Bangigkeit bei jeder dieser weiten Reisen - was wäre, wenn...wir einen Unfall hätten...? etc. wich im Laufe des Tages der Vorfreude auf die gemeinsamen Ferientage.
Dann waren wir am Ziel, und das Ferienleben konnte beginnen. In diesem Holzhaus in einem waldigen Tal in den Ausläufern der Südkarpaten sind wir in den letzten fünfzehn Jahren fast jedes Jahr einmal gewesen, hier treffen wir uns mit unseren Freunden und mit den nicht weit weg lebenden ungarischen Verwandten.
Dieses
kleine Feriendomizil haben wir vor vierzehn Jahren zusammen mit zwei
befreundeten Familien und der Familie
meines Mannes eingerichtet. Das rechte Häuschen stand schon da, das
linke wurde neu gebaut. Seitdem waren wir fast jedes Jahr einmal da, und
unsere Kinder haben hier eine "zweite Heimat" (und die Heimat ihres
Papas kennengelernt).
Viele schöne Erinnerungen sind mit diesem Ort verbunden.Die Nebenstraßen sind meist ungeteert, daher gab es nach jedem Regen zur Freude der Kinder wunderschöne, riesige Pfützen! (Die gibt's natürlich immer noch, nur die Kinder sind größer geworden und die Begeisterung für Pfützen hat nachgelassen).
Ein Bächlein fließt am Haus vorbei, das allerdings dieses Jahr wegen der langen Trockenheit sehr wenig Wasser hatte.
Zum Füßewaschen war es aber genug.
Das Ferienleben hier ist einfach und naturnah. Es gibt zwar einen kleinen Herd im Haus, aber auf dem Feuer gekochtes Kesselgulasch (mit ein paar reingefallenen Tannennadeln als Würze...) schmeckt immer am besten. Dazu Stockbrot!
(Und für hinterher....gibt's noch ein ganz kleines grünes Häuschen :)
In den ersten Tagen stand Ausruhen auf dem Programm. Jeder tat das auf seine Weise.
Sonst kamen oft streunende Hunde und ließen sich von den Kindern füttern, diesmal wurden wir von einer jungen Katze erwartet, die sich benahm, als würde sie uns schon lange kennen.
Im kleinen Haus kann man gemütlich spielen (sogar Diagonal-Schach...hihi).
Ich strickte die Pulswärmer für meine Schwiegermama fertig...
..und
merkte erst hinterher, dass ich versehentlich zwei linke Teile
fabriziert hatte! Also strickte ich noch zwei rechte dazu und hatte nun
ein weiteres Paar zum Verschenken.
Meine Schwiegermutter hat sich über die Wärmerchen zu ihrem Geburtstag gefreut!
Gleich
in den ersten Tagen machte sich leider ein Halsweh-Virus bemerkbar, der
den jüngeren Sohn nur leicht, den älteren aber ganz heftig erwischte.
Nach zwei Nächten mit -erstaulicherweise mäßigen - Schmerzen, aber
steigendem Fieber fuhren wir mit
ihm in die nächste Stadt zu einem Arzt. Der sagte beim Hineinschauen in
den Hals nur:"Csúnya!", was soviel heißt wie "hässlich". Offenbar war
eine bakterielle Infektion dazugekommen und hatte eine eitrige
Entzündung verursacht. Laut Arzt musste ein Antibiotikum als Injektion
verabreicht werden, jeweils morgens und abends um sieben Uhr. Unser
Großer war natürlich nicht begeistert: eine Woche lang so früh aufstehen
(der Weg in die Stadt dauert fast eine halbe Stunde) und die ganze
Fahrerei - "und das sollen jetzt Ferien sein!?" - aber es ging eben
nicht anders. Und ich war - nach zwei Nächten mit Wadenwickeln und
schlafraubenden Befürchtungen - erleichtert, dass die Behandlung ohne
Probleme anschlug.
Während der Patient
sich allmählich erholte...
mitglieder in wechselnder Besetzung Ausflüge in die nähere...
...und in die weitere
Umgebung.
(Über die Schönheit und Eigenart dieses Teils von Siebenbürgen möchte ich einmal gesondert berichten).
Dem Sohn ging es bald besser, und eine Ärztin, die ihn nach vier Tagen kontrolluntersuchte, erließ ihm die restlichen Spritzen und gab ihm stattdessen Tabletten. So fühlte es sich schließlich auch für ihn wieder mehr nach Ferien an. Der Rest der Familie hatte derweil mal ein bisschen Durchfall, mal ein Kratzen im Hals, und ich lag einigemale nachts wach und dachte, was wäre, wenn... mein Vater jetzt krank würde? so weit weg von daheim ... oder meinem Mann, unserem Haupt-Chauffeur, etwas passierte? wie kämen wir dann nach Hause?... Verzagte Nachtgedanken, Nachtgespenster.
Aber
alles wurde gut, und wir hatten trotz mancher Aufregungen eine schöne,
fröhliche Familienzeit miteinander. Und ich wurde wieder einmal daran
erinnert,
diesen nächtlich-düsteren Ahnungen und Befürchtungen nicht so viel
Aufmerksamkeit zu schenken, sondern mich mit all dem den "guten Mächten"
anzuvertrauen, von denen Dietrich Bonhoeffer in seinem bekannten Lied
schreibt. Wohl wissend, dass durchaus nicht immer alles gut werden muss,
"gut" nach meinen Wünschen und Vorstellungen. (Bonhoeffer wusste das
auch, als er dieses Lied schrieb). Aber darauf vertrauend, dass es eine
letzte, unzerstörbare Geborgenheit gibt: "Gott ist mit uns am Abend und
am Morgen / und ganz gewiss an jedem neuen Tag."
Deshalb soll am Ende meines Berichtes dieses Wolken-Bild stehen, das mein Vater fotografiert hat.
Kommen denn heute keine Kommentare an? War der Post nicht schon heute morgen da??
AntwortenLöschenIch wollte noch nachtragen, dass die Stulpen ein wunderschönes Muster haben. Das ist doch aber verzopft, oder?
Liebe Grüße, Roswitha
Liebe Roswitha (und auch liebe Christine),
AntwortenLöschenich habe eure Kommentare gelesen, vielen Dank! Blöderweise habe ich sie beim Rumbasteln am Urlaubspost (ich wollte noch ein bild einfügen) versehentlich gelöscht...tut mir leid :( Jaja, die Blogger-Technik ist manchmal auch ganz schön verzopft...
Das Muster ist aus einem Strickblog: petrastrickt.myblog.de. Wenn du "petra strickt/Bilder" googelst, kommen sie gleich am Anfang.
Eine gute Woche! Brigitte