Retraite - Rückzug in die Stille. Ankommen bei mir selber. Allein sein dürfen. Getragen werden von einer Gemeinschaft, die sich nie aufdrängt, aber da ist, wenn ich sie brauche. Erleben, wie die Einfachheit und Schlichtheit des Lebens alle Sinne anspricht und öffnet. Wieder neu hören lernen.
Ohr sein
Die ausgetretenen Wortwege
verlasse ich,
um einzutreten
in den Raum des Schweigens.
Warten will ich,
bis die Stille
das Laute überwächst
und ich ganz Ohr werde
für Deine Gegenwart.
Antje Sabine Nägeli
Jedes Jahr im Oktober verbringe ich zusammen mit einer Gruppe fünf Tage bei den Schwestern der Communauté du Grandchamp in der Schweiz, abwechselnd im Mutterhaus am Neuchateler See und im Sonnenhof bei Basel. Das ist eine Kommunität von evangelischen Frauen, die nach der Regel von Taizé leben, aber in ihrer ganz eigenen, viel stilleren Ausprägung.
Einen "Nachklang" davon möchte ich gerne mit euch teilen.
Wenn man einmal ganz frei wird von der Fülle an Worten und Bildern, die täglich von außen auf uns einprasseln, dann wächst die Aufmerksamkeit für die inneren Bilder, die aufsteigen und angeschaut werden wollen.
Wenn man die meiste Zeit schweigt, dann wird das Wenige, was man redet, wesentlicher.
Wenn man schweigend, langsam und aufmerksam isst, dann wird aus dem einfachsten Essen ein Festmahl (und man bekommt, nebenbei, wieder ein Gefühl dafür, wie viel oder wenig einem gut tut).
Wenn man, ohne viel zu denken, seiner Wege geht und in die Stille hineinhorcht, dann wird auch das Sehen und Fühlen und Riechen und Gehen zu einer Art von Hören. Sogar die Füße scheinen in die Erde hineinzulauschen...
Seit acht Jahren bin ich nun dabei, und jedesmal stelle ich fest, dass diese wenigen Tage eine unglaublich intensive Wirkung haben. Sie sind für mich wie ein Katalysator für die langsamen Prozesse des inneren Wachsens. Immer komme ich einen wichtigen Schritt weiter, erlebe, wie das, was ich gerade am Nötigsten brauche (oft ohne dass es mir bewusst ist), einfach auf mich zukommt, mir geschenkt wird. (Das alles gibt es im oft unruhigen Alltag zuhause auch, aber nicht in dieser Dichte - jedoch lerne ich es allmählich immer besser, auch da ein Stück innere Stille und Gelassenheit zu bewahren und die leise Stimme in mir nicht dauernd zu überhören...).
An den Tieren könnte man sich dabei öfter mal ein Beispiel nehmen - jedenfalls an den Katzen und Kühen :) ...
Den Lärm hinter mir lassen
Atemzug um Atemzug
lasse ich hinter mir
den Lärm der Welt.
Ich lasse mich nieder
im Raum des Schweigens.
Warten will ich
auf Dich, mein Gott.
Bahne Dir den Weg
durch das Gewirr
der Bilder und Gedanken.
Berühre mich da,
wo ich unruhig und zerrissen bin.
Lass mich ganz umfangen werden
von Deiner Gegenwart.
Antje Sabine Nägeli
Das klingt nach wunderbaren erfüllenden Tagen, dazu diese stimmigen Bilder und schönen Texte! Danke für Deinen Bericht. Alles Liebe und viele stille Momente für Dich im Alltag, Martina :-)
AntwortenLöschenDer Tisch mit der Kerze ist beruhigend.
AntwortenLöschenLiebe Brigitte,
AntwortenLöschensooft schon habe ich mir vorgenommen, das machst du auch mal. Rückzug und Stille. Besinnung. An solch einem Ort. Wunderbar muss das sein.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Danke fürs erinnern.
Liebe Grüße Joona
Das klingt wundervoll. Vielen Dank fürs teilen. Im Moment muss ich mir mehr solch stille Momente selbst einrichten und bewahren. Irgendwann wird unsere familiäre Situation so sein, dass ich so etwas in der Art auch machen kann.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Nula
Willkommen hier, ich freu' mich über deine Rückmeldung!
LöschenZuhause ist das immer etwas schwierig mit den stillen Momenten - mir geht's am besten damit, wenn ich rausgehe und einen Spaziergang mache. Und das mit der Retraite mache ich auch erst, seit meine Kinder größer sind.
Liebe Grüße,
Brigitte