Schon einigemale habe ich (hier z.B.) über die Feld-, Wald- und Wiesenwege geschrieben, die mir während der vielen Jahre unseres Landlebens ans Herz gewachsenen sind, die ich immer wieder mit Freude gegangen bin und von denen mir der Abschied schwer fiel. Vor allem die Aussicht, hier in der Stadt erst mal ins Auto sitzen zu müssen, um einigermaßen raus in die Natur zu kommen, verdross mich. Unser Haus lag früher, als ich hier Kind war, ganz nah am Stadtrand, aber inzwischen ist die städtische Bebauung doch ziemlich stark darüber hinaus gewachsen. Wenn man vom Haus weg mit dem Hund läuft, dann ist eine halbe Stunde schon rum, bis man überhaupt auf den ersten Feldweg kommt, wo man ihn frei laufen lassen kann. Und man hat bis dahin einige größere Straßen überquert.
Da aber daran nichts zu ändern ist, habe ich eben eines Abends meinen Hund ins Auto gepackt und bin losgefahren. Und - erlebte eine Überraschung, denn ich fand, nach nur wenigen Minuten Fahrzeit, die wunderbarsten Hundespazierwege, die man sich denken kann... zwischen Feldern, Gärten und Weinbergen, mit schönen Aussichten und einem weiten Himmel drüber! Und ich musste mir beschämt eingestehen, dass ich (mal wieder...) eine düstere Vorstellung von etwas mit mir herumgetragen hatte, ohne mir die Mühe zu machen, dieses Vor-Urteil zu überprüfen.
Inzwischen bin ich schon manchen schönen Weg gegangen, und fast täglich entdecke ich neue. Und ich stelle wieder einmal fest, dass ich geradezu verliebt bin in Wege, fasziniert von ihrer Eigenart, von den verschiedenen Stimmungen durch die Jahreszeiten, den Ausblicken...
Alte Wege immer wieder zu gehen, ohne dass es langweilig wird, hat etwas Meditatives an sich - eine Art von "Heimat - Meditation"... Es gibt immer noch etwas zu entdecken, es ist nie zu Ende mit dem Schauen und Freuen. Immer wieder wird der wohlbekannte Weg zu einem neuen, spannenden Erlebnis. Man kann unterwegs viel von sich selber finden, und manches nimmt man im Inneren mit sich von diesen Wegen.
Neue Wege zu finden, zu wissen, dass es hier, um die große Stadt herum, noch sooo viele zu entdecken und zu begehen gibt - das ist wie ein Abenteuer mitten im Alltag, ein beglückendes Gefühl von Reichtum, ja Überfluss: Es wird lange Zeit dauern, bis ich die meisten dieser vielen Wege kenne! Es wird immer von neuem spannend sein, einen unbekannten Weg erstmals zu gehen. Und es ist ein hochwirksames Heilmittel gegen den gehabten Abschiedsschmerz.
Es war wohl schon immer so (ich erinnere mich), aber erst in den letzten Jahren ist es mir bewusst geworden: Wege machen mich glücklich! Asphaltiert oder naturbelassen, steil oder eben, mit Hecken zu beiden Seiten oder mit weitem Blick über freies Land, kurvenreich oder wie mit dem Lineal gezogen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, mit oder ohne Hund (aber, ich gestehe es: am liebsten ohne menschliche Begleitung, nur für mich allein). Und natürlich mit dem Fotoapparat.
Darum möchte ich in der nächsten Zeit hier Bilder von meinen neuen Wegen zeigen, von denen einige sicher im Laufe der Zeit zu Lieblingswegen werden. Ich möchte sie in ihrer Schönheit und Besonderheit erforschen und zeigen, zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, bei (fast) jedem Wetter. Und dabei auch etwas bewusst erleben und festhalten, was mich ebenfalls sehr beglückt: Ich entdecke meine Heimatstadt noch einmal ganz neu, finde bekannte und unbekannte Orte und gehe alte und neue Wege, erinnere mich an früher und sehe doch alles wie mit neuen Augen. Ich spüre, wie sehr ich mich verändert habe seit damals, um wie vieles näher mir die Natur und die Landschaft sind, mit wie viel größerer Gelassenheit und Dankbarkeit ich das alles wahrnehme, wie das Draußensein mir Kraft gibt für den Alltag.
Und das macht dieses Zurückkommen an den Ort meiner Kindheit, vor dem mir immer etwas bange war (weil meine Wege ins Erwachsensein und in die innere Eigenständigkeit mühsam waren und mir der räumliche Abstand von Zuhause gut getan hat) - das macht dieses Zurückkommen auch zu einem Vorwärtsgehen, zu einem neuen Weg. Ich kann die alten Wege mit ihren schönen und schwierigen Abschnitten hinter mir lassen und mich auf diesem neuen Weg auch selber neu spüren und entdecken. Und ich bin wirklich gespannt, was alles noch auf mich wartet hinter den Biegungen dieses meines neuen Weges!
Ein ganz wunderbarer Beitrag zu einem Thema, das auch mir in meinem Leben sehr wichtig ist; Wege, immer wieder gehen, manchmal bewusst, manchmal unbewusst, manchmal suchend und immer wieder findend. Die gewohnten Wege zu gehen kam bei mir in den letzten Wochen zu kurz, ich freue mich deshalb umsomehr sie wieder zu gehen; ich wünsche dir viele spannenden Entdeckungen, zurück vom Oberland ins Unterland.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ingrid
Liebe Ingrid, das ging aber schnell mit dem Kommentar! Während ich immer noch ein bisschen am Post herumgebastelt habe - schwups, schon war er da. Danke!! ...und du bekommst einen Preis als schnellste Leserin meines ersten Blogjahres :-)
LöschenGrüße zurück,
Brigitte
Hej Brigitte,
AntwortenLöschenvon Wegen,ja manchmal "zwackts" noch ein bisschen. Aber noch liegt der Blog im Hintergrund und ich hole so manche Geschichte, die eine Fortsetzung im Heute findet, hervor und kopiere sie und sortiere sie datumsgleich ein.
Aber zu Deinen Wegen: Wie schön, interessant und unterschiedlich sie sind. Und gleich so eine Menge schenkt Dir die neue/alte Heimat. Das wird spannend, auch mit den verschiedenen Jahreszeiten. Ich freu mich auf Bild und Text.
Grüße
Beate
Liebe Beate, eigentlich stimmt es ja: die tollen Bilder mit den manchmal geheimnisvollen oder rätselhaften Überschriften gibt's ja noch, und auch die Einblicke ins schwedische Leben. Nicht mehr jedes für sich wie früher, sondern sozusagen als "Kombipaket". Und wenn ich Lust auf Bildergucken pur habe, blättere ich eben in den älteren Seiten. So oder so macht dein Blog immer Freude!
LöschenIch habe deshalb den Seufzer gelöscht... ;-)
Machs gut (ist es bei euch auch so heiß?)!
Brigitte
Hallo Brigitte,
AntwortenLöschenganz wunderbar geschrieben!
Ich freue mich, dass Du ein Vorurteil zunichte machen konntest, und das mit einer solch tollen Wirkung -
man merkt, wie glücklich Du darüber bist.
liebe Grüße und viel Freude auf Deinen Wegen
wünscht Petra
Liebe Brigitte,
AntwortenLöschenwas für ein schöner Beitrag. Ich habe gestern wieder gemerkt, wie wichtig auch mir Wege sind. Ich war mit einer Freundin auf mir ganz unbekannten Wegen im Schwarzwald unterwegs. Das tat so gut!
So, ich hoffe, ich finde im Laufe der nächsten Woche mal den Weg zur Post. Ostern ist ja zum Glück nicht nächste Woche. ;-)
Liebe Grüße
Nula
Jetzt mach dir bloß kein' Stress... das gibt dann halt ein Weihnachtsgeschenk :-)
LöschenEin toller Post liebe Brigitte,
AntwortenLöschenmit einem Thema, welches uns wohl alle immer mal wieder einholt.
Ganz bewusst Wege zu gehen und sich selbst dabei neu zu erfahren, finde ich total spannend. Und dass Du Dich in Deiner Heimatstadt auf die Suche nach neuen Wegen machst, macht ja auch Deine persönliche Entwicklung deutlich. Es liest sich schon sehr friedlich und ich freue mich mit Dir, auch wenn es manchmal unbequem ist, gewohnte Wege zu verlassen. Ich glaube, es lohnt sich immer ... das Leben bietet uns solch eine Vielfalt.
Auf Deine weiteren Ausflüge bin ich schon sehr neugierig !
Herzliche Grüße zu Dir
Joona
Ja, Hermann Hesse hat schon recht mit seinem Stufen-Gedicht: "...heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen...". Bei dir ist es ja auch bald soweit mit den neuen Wegen, und ich wünsche auch dir etwas von dem Zauber, der jedem Anfang innewohnt - "...der uns beschützt und der uns hilft zu leben."
LöschenBis dahin: genieße noch ausgiebig und abschiednehmend die "alten" Wege!
Alles Liebe,
Brigitte
In Deiner wunderbaren Art hast Du nun von den Erlebnissen Deiner letzten Wochen geschrieben. Ich wusste, da ist einiges los in Dir. Nun hat es sich etwas sortiert und in Worte gefasst. Ich freue mich sehr über die nächsten Wege, die Du uns zeigst.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße von Roswitha
Liebe Brigitte,
AntwortenLöschenganz herzlichen Dank für deinen netten Kommentar zu meinem "Nackedei". :-) So "gekonnt fotografiert" ist er ja nicht — ich hatte damals einfach ein paar schnelle Fotos für eine Blog-Freundin gemacht. Und keine Angst: Anspruchsvoll ist das Gestrick überhaupt nicht. Ist wirklich sehr einfach zu stricken. Nur wegen der Größe wird es ein bisschen zur Fleißarbeit. Vielleicht magst du ja mitstricken, wenn es nicht mehr so heiß ist? Oder du wartest einfach noch, bis die Anleitung komplett fertig ist und kannst dann ein paar nette Weihnachtsgeschenke nadeln. :-)
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende
wünscht dir Raphaela
Sehr schön hast du das mit den Wegen geschrieben...
AntwortenLöschenHabe deinen Blog durch Maria vom Kreativberg gefunden und werde nun öfter vorbei schauen...
Viele Grüße Anny
Hallo, schön dass du hier liest - ich freue mich über deine Rückmeldung! Nach einem Blick in dein Blog soeben wünsche ich dir eine baldige und leichte Geburt und viel Freude mit dem Kindlein! Ich werde bestimmt mal nachschauen!
LöschenHerzliche Grüße,
Brigitte
Liebe Brigitte,
AntwortenLöschenhabe die letzten Tage immer wieder Artikel gelesen und über besondere Tage viel nachgedacht. Die Memories - besonders von Opa und Enkel - und die Gedanken zum Tod deines Nachbarn. Mein Mann muss jeden Tag viele Autobahn Kilometer fahren und ich bin jeden Abend froh, wenn ich den Schlüssel in der Tür höre.
Wege zu gehen - sind es wirklich neue oder doch alte, um die ich bisher vielleicht nur einen Bogen gemacht habe?- Erfahrungen daraus sammle ich jetzt jeden Tag, denn nur beim Gehen merke ich, welcher Weg der richtige für mich ist.
Einen lieben Gruß
Birgit