Donnerstag, 7. März 2013

Erinnerungen


Irgendwann im Frühling des vergangenen Jahres tauchte bei mir immer öfter der Gedanke auf, dass nun die Zeit käme, in der ich vieles, was mir in gut zwanzig Jahren vertraut und heimatlich geworden ist, zum letztenmal genau so und an diesem Ort erleben würde. Denn schon lange stand fest, dass wir, wenn mein Mann das Ruhestandsalter erreicht hätte, zu meinen Eltern ins Haus ziehen würden. 200 km von hier, in einer (gemäßigt großen) Großstadt (ich habe hier darüber geschrieben). Meine Mutter, die sich sehr auf unser Zusammenleben gefreut hatte, ist inzwischen leider verstorben, aber mein Vater lebt noch dort, mittlerweile nun seit zwei Jahren alleine.

Ich freue mich auf vieles, was dieser Neuanfang mit sich bringen wird: Darauf, meinen Papa zu bekochen und noch manches Schöne mit ihm zu unternehmen; auch darauf, Theater, Kino und Konzerte in nächster Nähe zu haben, beruflich vielleicht noch mal etwas intensiver einzusteigen - eben all die Möglichkeiten, welche eine große Stadt bietet, nutzen zu können.
Einerseits.

Andererseits - ich spüre, dass ich hier tiefere Wurzeln geschlagen habe, als ich lange Zeit glaubte. Ich habe an keinem Ort länger gewohnt als hier. Ich habe das ländliche Leben sehr schätzen gelernt. Die Ruhe, die gute Luft, die kurzen Wege raus in die Natur. Die Spazierwege zwischen Feldern, Krautgärten und Wald. Lieblingswege, Lieblingsbäume, Lieblingsstellen...immer wieder das Gleiche, immer wieder anders im Laufe der Jahreszeiten, nie langweilig. 

Irgendwann im letzten Frühling begann es also, dieses: zum letztenmal...

...die Bauerngärten aufblühen sehen und überlegen, was ich in unsere viel zu  schattigen Beete pflanzen soll.
...Weihnachten oder den Ostermorgen in unserer heimeligen kleinen Kirche feiern.
...die Badesaison am Baggersee genießen: abends noch schnell mit dem Fahrrad hin und ein paar Runden schwimmen in diesem wunderbaren Wasser.








Irgendwann dann das letztemal mit dem Hund den Weg an der Halde entlang gehen, von wo man einen so schönen Blick aufs Städtchen hat.  Mich von der riesigen alten Eiche verabschieden, die wir mit den Kindern oft bewundert haben.  Und so weiter und so weiter...



Damals wuchs der Wunsch in mir, all das - oder doch einiges davon - in Worten und Bildern festzuhalten, es mit anderen Menschen zu teilen. Und so habe ich mit dem Blogschreiben angefangen.
Dabei ist mir auch allmählich klargeworden, dass es gar nicht in erster Linie die vertraute und liebgewordene Umgebung ist, die mir diese Abschiedsgefühle verursacht. Die bleibt ja, wo sie ist, und ich kann zu Besuch wiederkommen. Ich verabschiede mich aber zugleich von einem ganzen Lebensabschnitt, der in voller Länge hier stattgefunden hat: von der Zeit, in der unsere Kinder geboren und aufgewachsen sind, einer Zeit, in der ich so unglaublich viel erlebt und gelernt habe, die so intensiv wurde durch das Leben mit den Kindern mit all seinen Höhen und Tiefen. 
Diese dichte und erfüllte Zeit ist untrennbar mit allem verbunden, was mir an diesem Ort lieb ist. So viele Erinnerungen, so viel Leben, so viel von mir, von uns steckt hier in allem.


Vielleicht hat es ja auch sein Gutes, diesen Ort nun hinter sich zu lassen. Weiterzugehen und an einem neuen Ort Neues zu erleben, sich nicht im Vergangenen zu sehr einzurichten. Ich packe also diese Erinnerungen in ein großes Paket, binde ein buntes Band drumrum und bewahre es an einem guten Platz in meinem Inneren auf, so wie die Fotos, die man von Zeit zu Zeit herausholt und anschaut  - und sich erstaunt fragt: "War das alles nicht erst gestern...?"
Einiges, was ich in dieses Erinnerungspaket packe, will ich euch aber vorher noch zeigen. Einige Erinnerungen sollen auch hier im Blog ihren Platz haben. Einiges von dem, was vielleicht schon seit Jahren hier stünde, wenn ich damals schon gewusst hätte, dass es sowas wie Blogs überhaupt gibt...
So werdet ihr in den nächsten Wochen immer wieder kleine Rückblenden finden, Bilder, Geschichten, Kinderweisheiten: "memories"!
Ich hoffe, es macht euch auch ein bisschen Freude :-) 
Ich jedenfalls kann's kaum erwarten, damit anzufangen.
Und wie wär's: lasst doch auch ab und zu mal  was von euren "memories" in euren Blogs aufscheinen! Das fände ich spannend!

5 Kommentare:

  1. Zwanzig Jahre ist eine lange Zeit und doch so kurz. Es ist schön, dass Du mit Deinem Mann einen Neuanfang machen kannst. Ich freue mich, ein bisschen dabei sein zu können. Bei mir wachsen ganz zart Pläne für einen Neuanfang, wenn meine Kinder aus dem Haus geschubst werden, aber ich habe noch über 1000 Tage Zeit und weiß auch noch nicht so recht, wohin. Aber das wird sich finden ... Alles Liebe, Christine

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    1. "...rechen - rechen..." das sind fast drei Jahre. Noch genug Zeit zum Planen und Genießen des Zusammenseins mit den -großen - Kindern. Und dann: noch mal neu anfangen hat wirklich auch was, das ist wahr! Da ist auch viel gespannte Vorfreude bei mir. Schau'n mer moi! (sagt man doch so bei euch, oder?)

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  2. Liebe Brigitte, es ist so schön, zu lesen, was Dich umtreibt, Dir gedanklich zu folgen. Noch sind unsere Kinder klein, dennoch mache ich mir oft Gedanken, ob wir wohl bis an unser Lebensende hier bleiben werden, oder wohin es uns noch verschlagen wird. Ich kann alle Deine Gedanken ohne Einschränkung sehr gut nachvollziehen und bekomme manchmal ein wehes Herz. Ja, es ist ein Lebensabschnitt, der zu Ende geht, wenn die Kinder groß sind. Darum genieße ich diese Familienzeit unendlich in dieser so unglaublich kurzweiligen Phase unseres Lebens. So schnell vergehen die Jahre. Wenn ich könnte, hätte ich gerne alles in slow motion... Ich freue mich darauf, was es künftig noch an memories hier geben wird. Schön, daß Du uns daran teilhaben läßt.

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  3. Liebe Brigitte, ich spüre aus deinen Worten alle Facetten deiner Gefühlswelt. Die Freude auf das Neue, die viele (Vor-)Arbeit und dabei auch das Eintauchen im Jetzt, Wehmut und doch Freude für das, was zurück liegt und was du zurück lassen wirst. Gerne gehe ich mit dir durch die Zeit bis zum Umzug und natürlich auch danach. Ich freue mich auf deine memories.
    Ein bisschen plauderte ich ja schon aus meiner Vergangenheit in Berlin, oder von meinen "historischen" Handarbeiten. In den Kinderkisten gibt es auch einiges. Doch das ist bei mir noch gut verstaut;-)

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    1. Ja, das braucht ein bisschen Abstand, deine Kinder sind ja noch jünger. Aber die Erinnerungen, welche die eigene Person betreffen, finde ich sowieso am spannendsten. Wenn Leute (vor allem alte) aus ihrem Leben erzählen, könnte ich immer stundenlang zuhören.

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